Kinder wollen spielen (© Pixabay)

Kinder wollen spielen
(Bildquelle: Pixabay)

Geburtenstarker Jahrgang: Blaichach hat ein großes Krippenproblem

In Deutschland hat jedes Kind ab dem vollendeten ersten Lebensjahr Anspruch auf einen Betreuungsplatz in einer Tagespflege oder Kindertagesstätte. Viele Gemeinden haben jedes Jahr aufs Neue Probleme, genügend KiTa-Plätze zur Verfügung zu stellen. Für das kommende Kindergartenjahr hat die oberallgäuer Gemeinde Blaichach große Schwierigkeiten, den Bedarf an KiTa-Plätzen zu decken - aus mehreren Gründen. Eltern haben nun eine Online-Petition gestartet.

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In Blaichach gibt es zwei Kindertagesstätten - St. Magnus und St. Martin. Beide bieten je drei Kindergarten und eine Krippengruppe an, vor einigen Jahren wurde in St. Magnus eine weitere Krippengruppe eingerichtet. Da der Bedarf an Plätzen dennoch höher war als das Angebot, richtete die Gemeinde in der Schule und auch in der alten Schule in Seifriedsberg übergangsweise je eine weitere KiTa-Gruppe ein. Es musste jedoch eine dauerhafte Lösung her, weshalb der Gemeinderat vor rund zwei Jahren den Neubau eines Kindergartens beschloss. Es gab bereits Planungen, auch einen Bauantrag. Die Idee war, mit dem SWW Oberallgäu als Partner ein Gebäude auf dem Gelände der ehemaligen Mehrzweckhalle zu errichten, in dem unten der Kindergarten Platz findet, in den oberen Stockwerken sollten Wohnungen entstehen.

Diese Idee wurde jedoch durch den Gemeinderat mehrheitlich abgelehnt. Bürgermeister Christof Endreß erläuterte gegenüber AllgäuHIT die Argumente: Zum einen befindet sich das Bauland aktuell in gemeindlicher Hand. Das SWW sollte einen Teil davon erwerben, das Gebäude bauen und den Kindergarten im Anschluss an die Gemeinde verkaufen. Der Gemeinderat wollte jedoch die Fläche nicht verkaufen, auch in Hinblick auf die Zukunft - sollte ein weiterer Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen bestehen, wäre es einfacher, ein bestehendes Gebäude einfach aufzustocken als nochmals einen Neubau zu errichten - über dem Kindergarten wären laut Plan ja Wohnungen gewesen. Auch befürchteten einige Gemeinderatsmitglieder, dass im Zusammenspiel von Kindergarten und Wohnraum erhöhtes Konfliktpotential entstehe. Zudem, so ein weiteres Argument, könnte die Qualität der Kinderbetreuung unter diesen Umständen leiden. Auch wollte das SWW auf dem Gelände weitere Wohnhäuser errichten - die Frage war, ob soviel Wohnraum überhaupt nötig sei.

Mit dieser Entscheidung war das SWW als Partner bei den Planungen also raus. Die Gemeinde will nun selbst ein Gebäude errichten, allerdings, so Endreß, müssten die Planungen dazu neu gemacht werden, der Zeitplan - mit dem SWW wurde für Ende 2024 mit einer Fertigstellung gerechnet - wird sich verzögern, die Übergangslösungen würden also weiter bestehen.

Überdurchschnittlich viele Geburten 2021

Nun kam jedoch zu den ohnehin schon bestehenden Problemen der Gemeinde, genügend KiTa-Plätze zur Verfügung stellen zu können, ein weiteres, großes Problem hinzu: Im Jahr 2021 gab es in Blaichach 74 und damit überdurchschnittlich viele Neugeborene. In anderen Jahren liegt die Zahl bei 50 bis 60, so der Bürgermeister. "Der starke Geburtenjahrgang hat uns überrollt!" Dadurch benötigen nun zum Kindergartenjahr 2023/24 wesentlich mehr Eltern einen Krippenplatz als in anderen Jahren. Die Gemeinde muss also nach weiteren Übergangslösungen suchen.

Und das tut sie auch, erklärt Bürgermeister Endreß. Aktuell ist die Gemeinde dabei, den tatsächlichen Bedarf an Betreuungsplätzen und auch die Betreuungszeit ab Herbst zu ermitteln. Auch ist im Moment noch nicht gewiss, wie viele "große" Kindergartenkinder im Herbst eingeschult werden und wie viele Plätze dadurch frei werden. Die Schuleinschreibung ist erst im Mai. 

Dennoch ist die Gemeinde bereits dabei, mit Eigentümern zu sprechen, deren Räumlichkeiten vorübergehend für KiTa-Gruppen geeignet wären. Je nach Bedarf würde sie dann noch ein bis zwei weitere Gruppen einrichten. Auch die Personalsuche hat bereits begonnen - schließlich bringen alle Räumlichkeiten nichts, wenn kein kein pädagogisches Personal zur Betreuung der Kinder gefunden wird. Die Gemeinde tut alles, um möglichst allen, die einen Betreuungsplatz benötigen, diesen auch anbieten zu können.

Ob betroffene Eltern in Nachbargemeinden einen KiTa-Platz finden können ist fraglich, schließlich haben auch die Probleme, den Bedarf zu decken.

Elternbeirat startet Petition an den Gemeinderat

Wie besorgt die Eltern in Blaichach sind, zeigt sich an einer Petition des Elternbeirates der KiTa St. Magnus an den Gemeinderat. "Die extreme Knappheit der freien Krippen-Plätze in Blaichach besorgt derzeit viele Familien enorm. Für das kommende Kindergartenjahr 2023/24 liegen im Krippenbereich bekanntlich 54 Anmeldungen für 19 verfügbare Plätze vor. Selbst die Betreuung aller dreijährigen und älterer Kinder ist noch nicht gesichert", heißt es in der Petition. 

Der Elternbeirat appelliert an den Gemeinderat, dringend nach einer Übergangslösung zu suchen, da sich der Neubau bekanntlich verzögern wird. "Auf unserer jüngsten Elternbeiratssitzung haben uns viele Eltern ihre mitunter dramatische Lage für den Fall einer ausbleibenden Betreuung geschildert: Etliche Familien haben ihre Lebens-, Berufs- und Wohnsituation an dem rechtlich zustehenden Betreuungsplatz ihrer Kinder ausgerichtet. Sie sind nicht weniger als angewiesen auf einen Platz. Bleibt dieser aus, stellt das viele Familien nicht zuletzt bei zwei berufstätigen Elternteilen vor extreme Probleme – fällt ein planmäßiges Gehalt ein Jahr lang aus, kann das Familien in massive Krisen stürzen. Eine Mutter schilderte ihre Sorgen, ihren Job sogar kündigen zu müssen, weil sie für das Ende der Elternzeit bereits einen Arbeitsvertrag abgeschlossen hat. Kurz: Findet sie keinen Platz, verliert sie ihre Arbeitsstelle."

"Niemand kann sich Personal oder Räumlichkeiten schnitzen, das ist uns bewusst", heißt es weiter in der Petition. Dennoch schlägt der Elternbeirat vor, nochmals über die Zusammenarbeit mit dem SWW nachzudenken - das Gebäude würde früher fertig und auch bei der Personalsuche sei es hilfreich, wenn ein dauerhaftes Projekt statt einer Übergangslösung in Aussicht gestellt werde.

Die Petition kann hier eingesehen werden: change.org

Newsdatum: Donnerstag, 23. März 2023

 
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